Über Ent-Täuschung, Menschlichkeit, Karma & Gewaltfreie Kommunikation
Manchmal stehen wir da wie vor einer Statue mit zerbrochenen Flügeln. Da war jemand: Eine Lehrerin oder ein Lehrer, eine spirituelle Meisterin, ein Mentor – ein Mensch, den wir bewundert, dem wir gefolgt, dem wir vertraut haben. Und plötzlich – stürzt diese Figur. Vom inneren Podest. Vom hohen Ross. Vom Himmel der Unfehlbarkeit. Es ist der Moment, in dem wir den Flügelschlag eines gefallenen Engels spüren. Und die Stille, die danach folgt.
Vom Glanz zum Aufprall – und was in uns zerbricht
Wir Menschen neigen dazu, Ideale in andere hinein zu projizieren: Reinheit, Weisheit, Stärke. Wir wollen glauben, dass es jemanden gibt, der weiter ist, klarer, weiser, reiner. Jemanden, an dem wir uns orientieren können.
Doch wenn jemand, den wir als Lichtgestalt sahen, plötzlich widersprüchlich oder verletzend handelt, erschüttert das unser Vertrauen. Wir beginnen, unser eigenes Bild zu hinterfragen.
- Habe ich blind vertraut?
- Habe ich die Menschlichkeit hinter der Maske der Größe übersehen?
- Bin ich bereit, den Aufprall mitzufühlen – nicht nur zu verurteilen?
Der gefallene Engel – eine kollektive Projektion
Die Metapher des gefallenen Engels begleitet uns seit Jahrhunderten: Ein Wesen, das einst Licht verkörperte, und doch fiel – durch Stolz, Verblendung, oder schlicht durch ein menschliches Leben. Wenn wir unsere Vorbilder fallen sehen, spüren wir oft denselben Schmerz: Enttäuschung, Wut, Trauer. Wir fragen uns:
- „Wie konntest du das tun?“
Und vielleicht auch:
- „Wie konnte ich so viel in dich hineinlegen?“
Karmische Samen – und was aus ihnen wächst
Die karmischen Prinzipien erinnern uns daran: Alles, was wir denken, sagen und tun, setzt Samen, die reifen. Auch unsere Vorbilder säen. Wenn sie Unwahrheiten leben, Macht missbrauchen oder Dogmen über Menschen stellen, säen sie Leiden – auch für sich selbst.
Aber auch wir säen, wenn wir sie auf Sockel heben. Wenn wir unsere Verantwortung an sie abgeben. Wenn wir uns blenden lassen – vom Glanz, nicht vom Charakter.
Gewaltfreie Kommunikation als Kompass
Inmitten der Enttäuschung bietet uns die Gewaltfreie Kommunikation einen inneren Anker:
- Beobachtung: Ich sehe, dass mein Lehrer oder meine Mentorin nicht den Maßstab lebte, den sie lehrte.
- Gefühl: Ich bin traurig, verwirrt, verletzt.
- Bedürfnis: Ich sehne mich nach Integrität, Ehrlichkeit, Sicherheit.
- Bitte: Ich bitte mich selbst, mich nicht zu verschließen – sondern zu fühlen, was da ist. Und vielleicht die andere Person: Zeig Dich. Ohne Maske.
Wenn wir in diesem Moment der Stille lauschen, kann Verständnis wachsen. Nicht als Entschuldigung, nicht um Fehlverhalten schönzureden – sondern um das ganze Menschsein zu sehen: Licht und Schatten.
Der Spiegel: Der Sturz als Einladung
Wenn unsere Held*innen stürzen, ist das nicht nur ein Verlust. Es ist auch eine Einladung:
- Zur Selbstermächtigung: Ich kann denken, fühlen, führen – ohne Heiligkeit im Außen.
- Zur Reifung: Ich erkenne: Niemand ist über Fehler erhaben.
- Zur Entmystifizierung: Der Himmel ist nicht oben. Er beginnt in mir.
- Zum Mitgefühl: Wer fällt, fällt meist aus großer Höhe. Das tut weh.
Fazit: Der Aufprall als Anfang
Wenn Dein Herz schwer ist, weil jemand gefallen ist, dem Du geglaubt hast – dann ehre dieses Gefühl. Es ist echt. Es zeigt, dass Du verbunden warst. Aber vielleicht kannst Du auch erkennen: Der Fall ent-täuscht. Er nimmt die Täuschung – und lässt Platz für Wahrheit. Für Menschlichkeit. Für eine neue, reifere Formen von Verbindung.
Vielleicht war der vermeintliche Engel nie perfekt. Vielleicht muss er es auch nicht sein. Vielleicht liegt im Fallen ein Moment der Wahrheit – der auch Dich aufrüttelt, aufrichtet, neu ausrichtet.
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