Warum Hin-Zu-Ziele kraftvoller sind als Weg-Von-Ziele: Ein Plädoyer für eine bewusste Ausrichtung

In unserem hektischen Alltag ist es allzu leicht, sich auf das zu konzentrieren, was wir vermeiden wollen. "Ich will nicht mehr gestresst sein." "Ich möchte nicht mehr unzufrieden sein." Diese Weg-Von-Ziele scheinen zunächst hilfreich, doch sie lassen uns oft im Nebel stehen, ohne klaren Kurs oder erfüllende Richtung. Was wäre, wenn wir stattdessen unsere Energie darauf lenken, wohin wir wirklich wollen?

 

Hin-Zu-Ziele sind genau das: eine positiv formulierte und klare Ausrichtung auf das, was wir anstreben. Statt zu sagen: „Ich will nicht mehr gestresst sein“, könnten wir formulieren: „Ich möchte Ruhe und Gelassenheit in meinem Alltag erleben.“ Dieser kleine Wechsel in der Formulierung hat eine immense Wirkung auf unsere Motivation und unser Handeln.

 

 

Warum Hin-Zu-Ziele so kraftvoll sind

Positive Vision schaffen: Hin-Zu-Ziele geben uns ein klares Bild dessen, was wir erreichen wollen. Dieses Bild ist motivierend und inspirierend, es zieht uns quasi magisch an. Im Gegensatz dazu sind Weg-Von-Ziele häufig mit unangenehmen Gefühlen verknüpft und sie fokussieren unsere Aufmerksamkeit auf das, was wir nicht wollen, was wiederum unsere Energie senkt.

 

Handlungsorientiert: Wenn wir wissen, wohin wir wollen, können wir konkrete Schritte planen und umsetzen. Ein Ziel wie „Ich möchte gesünder leben“ eröffnet uns viele Möglichkeiten, aktiv zu werden: gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf. Es bietet eine breite Palette an konkreten Handlungsoptionen.

 

Motivation durch Erreichbarkeit: Hin-Zu-Ziele können wir selbst greifbar und erreichbar gestalten. Sie basieren auf unseren Wünschen und Bedürfnissen, was die innere Motivation stärkt. So sehen wir den Wert unserer Anstrengungen klarer vor uns.

 

 

Gewaltfreie Kommunikation: Schritt 4 als Unterstützung

In der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) nach Dr. Marshall B. Rosenberg gibt es Hilfestellungen zur Formulierung handlungsorientierter Bitten. Diese sind 1:1 übertragbar auf die Formulierung von Zielen denn im Grunde handelt es sich bei unseren Zielen, um Bitten an uns selbst. Schritt 4 der GFK, die Bitte, ist entscheidend, um Klarheit und Motivation zu schaffen und wirklich ins Tun zu kommen. Eine Bitte im Sinne der GFK ist ein Geschenk an uns selbst und an andere. Sie sollte positiv, konkret, realistisch, verhandelbar und sinnvoll sein – genau das, was wir für unsere Hin-Zu-Ziele benötigen.

 

Statt zu sagen: „Ich will nicht mehr, dass Du mich unterbrichst“, könnte eine Bitte im Sinne der GFK lauten: „Kannst Du mir bitte zuhören, bis ich meinen Gedanken zu Ende gesprochen habe?“ Diese Formulierung ist klar, positiv und zeigt einen Weg auf, wie das Bedürfnis nach Gehör erfüllt werden kann.

 

 

Fazit

Indem wir unseren Fokus von Weg-Von-Zielen zu Hin-Zu-Zielen verlagern, setzen wir eine kraftvolle positive Energie frei. Wir schaffen eine klare, motivierende Vision dessen, was wir erreichen wollen, und formulieren konkrete Schritte, um dorthin zu gelangen. Die Gewaltfreie Kommunikation bietet uns dabei wertvolle Unterstützung, insbesondere durch die Positivität und die Klarheit in der Formulierung unserer Bitten.

 

Lassen wir uns von unseren Visionen leiten (statt vor Sorgen und Ängsten zu fliehen) und gestalten wir aktiv das Leben, das wir uns wünschen. Denn dort, wo unsere Visionen klar und kraftvoll sind, dort liegen auch unsere größten Chancen auf Erfüllung und Wachstum.

 

 

 

 

 

Als Ergänzung und zur Unterstützung des Transfers in die Praxis hier eine Übung zur Selbstreflexion, um Weg-Von-Ziele in Hin-Zu-Ziele zu transformieren

 

Ziel der Übung: Diese Übung soll Dir helfen, Weg-Von-Ziele in positiv formulierte Hin-Zu-Ziele zu verwandeln, indem Du Dich auf Deine Bedürfnisse und Wünsche konzentrierst. Durch die Anwendung der Prinzipien der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) wirst du klarere und motivierendere Ziele formulieren können.

 

Dauer: 30-50 Minuten

Materialien: Notizbuch, Stift, ruhiger Ort

 

Schritte:

1. Einleitung und Achtsamkeit (5 Minuten):

Finde einen ruhigen Platz und setze Dich bequem hin. Schließe die Augen und atme tief durch. Konzentriere Dich auf Deinen Atem und versuche, Deinen Geist zu beruhigen.

Öffne Dein Notizbuch und schreibe das heutige Datum auf. Notiere eine kurze Intention für die Übung, z. B. „Ich möchte Klarheit über meine Ziele gewinnen.“

 

2. Identifikation von Weg-Von-Zielen (10 Minuten):

Denke an Bereiche in Deinem Leben, in denen Du unzufrieden bist oder etwas verändern möchtest. Schreibe mindestens drei Weg-Von-Ziele auf. Notiere 1 Ziel pro Seite in Deinem Notizbuch so erhältst Du mehr Struktur bis zum Abschluss der Übung.

Beispiele:

  • „Ich möchte nicht mehr gestresst sein.“
  • „Ich will nicht mehr ungesund essen.“
  • „Ich möchte nicht mehr so wenig Zeit für mich haben.“

 

3. Gefühle und Bedürfnisse erkunden (10 Minuten):

Für jedes Weg-Von-Ziel, das du aufgeschrieben hast, identifiziere die dahinterliegenden Gefühle und Bedürfnisse und notiere diese auf der entsprechenden Ziel-Seite in Deinem Notizbuch. Nutze die folgende Struktur: „Wenn ich [Weg-Von-Ziel], fühle ich mich [Gefühl], weil mein Bedürfnis nach [Bedürfnis] nicht erfüllt ist.“. Gefühls- und Bedürfnislisten im Sinne der GFK findest Du - sofern nötig - ganz einfach online über eine Suchmaschine. 
Beispiele:

  • „Wenn ich gestresst bin, fühle ich mich überfordert und unruhig, weil mein Bedürfnis nach Ruhe und Ausgeglichenheit nicht erfüllt ist.“
  • „Wenn ich ungesund esse, bin ich deprimiert und energielos, weil mein Bedürfnis nach Gesundheit und Vitalität nicht erfüllt ist.“
  • „Wenn ich wenig Zeit für mich habe, fühle ich mich erschöpft und frustriert, weil mein Bedürfnis nach Erholung und Selbstpflege nicht erfüllt ist.“

 

4. Transformation in Hin-Zu-Ziele (10 Minuten):

Verwandle jedes Weg-Von-Ziel in ein Hin-Zu-Ziel, indem Du Dich auf das angenehme Gefühl und das Fülle-Bedürfnis konzentrierst. Nutze die folgende Struktur: „Ich möchte [Hin-Zu-Ziel], um mein Bedürfnis nach [Bedürfnis] zu erfüllen.“
Beispiele:

  • „Ich möchte Ruhe und Ausgeglichenheit in meinem Alltag erleben, um mein Bedürfnis nach Entspannung und innerem Frieden zu erfüllen.“
  • „Ich möchte gesund essen, um mein Bedürfnis nach Vitalität und Wohlbefinden zu erfüllen.“
  • „Ich möchte mehr Zeit für mich selbst haben, um mein Bedürfnis nach Erholung und Selbstpflege zu erfüllen.“

 

5. Strategien sammeln (10 Minuten):

Für jedes Hin-Zu-Ziel, das Du formuliert hast, notiere mögliche Strategien als konkrete Schritte, um dieses Ziel zu erreichen. Denke dabei an kleine, umsetzbare Aktionen, die Dir helfen, Deinem Ziel näher zu kommen. Je konkreter Du diese formulieren kannst desto dienlicher wirst Du sie erleben!

Beispiele:

  • Für das Ziel „Ruhe und Ausgeglichenheit in meinem Alltag“ könnten Strategien sein: tägliche (morgendliche) Meditationspraxis für mindestens 10 Minuten, feste Pausenzeiten einplanen, abendliche Entspannungsrituale etablieren.
  • Für das Ziel „gesund essen“ könnten Strategien sein: jeden Sonntag einen Wochenplan für gesunde Mahlzeiten erstellen, mehr frisches Obst und Gemüse kaufen indem Du künftig einen Biokorb abonnierst, ungesunde Snacks durch gesunde Alternativen ersetzen.
  • Für das Ziel „mehr Zeit für mich selbst haben“ könnten Strategien sein: feste Zeiten für Hobbys und Freizeitaktivitäten im eigenen Kalender blocken und diese Termine mit sich selbst auch verlässlich einhalten, Aufgaben identifizieren, die Du künftig delegieren möchtest, regelmäßige Auszeiten und Puffer einplanen zur grundsätzlichen Entschleunigung Deines Alltags.

 

 

6. Reflexion und Abschluss (5-10 Minuten):

Lies Deine neuen Hin-Zu-Ziele und die gesammelten Strategien laut vor und reflektiere, wie sich diese Veränderung in der Formulierung anfühlt. Spüre in Dich hinein und achte darauf, ob sich eine positive Veränderung in Deiner Motivation und Energie zeigt.
Notiere in Deinem Notizbuch, wie Du Dich nach dieser Übung fühlst und kreise ein, welche der gesammelten Strategien Du als erste Schritte unternehmen möchtest, um deine Hin-Zu-Ziele zu verwirklichen.

 

 

Zusätzliche Hinweise:

Wiederhole diese Übung regelmäßig, um Deine Ziele zu überprüfen und anzupassen.

Teile Deine Hin-Zu-Ziele mit einem vertrauensvollen Freund / einer Freundin oder einem Coach / einer Mentorin, um zusätzliche Unterstützung und Motivation zu erhalten.

Durch diese Übung wirst Du befähigt, Deine Ziele positiver und klarer zu formulieren, was Deine Motivation und Deinen Fokus stärken wird. Die Haltung der Gewaltfreien Kommunikation bietet Dir dabei nicht nur einen empathischen Rahmen für Deine eigene Wandlung und Ausrichtung sondern auch eine wertvolle Struktur, um Deine Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen und in konstruktive Handlungsbitten zu überführen, die zu Deinem Wohlergehen beitragen.

 

 

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